Aktivierte Sprinkleranlage: Taktischer Vorteil für die Feuerwehr in Norwood bei Brand in Lagerhalle für Holzpaletten

John Cody
Deputy Chief John Cody (Einsatzgebiet Norwood, Massachusetts, USA) war bei einem Brand in einem Leerpaletten-Lagerhalle im Einsatz. Chief Cody arbeitet seit 18 Jahren für die Feuerwehr in Norwood. Zu Beginn seiner Karriere war er als Einsatzkraft bei der Feuerwehr und als Rettungssanitäter tätig. Bevor er 2020 zum Deputy Chief ernannt wurde, arbeitetet er als Lieutenant im Bereich Brandschutz. Deputy Chief Cody ist unter anderem für die Ausarbeitung eines standardisierten Schulungsprogramms für sein Einsatzgebiet verantwortlich. Bildnachweis: Live Boston.

Als die Feuerwehr im Einsatzgebiet Norwood im US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts am frühen Abend des 11. Juni 2023 mit mehreren Einsatzfahrzeugen zu einem Brand in einem Holzpalettenlager mit einer Größe von rund 9300 m² anrückte, wurde sofort ersichtlich, dass hierbei signifikante Maßnahmen zur Brandbekämpfung erforderlich würden. Dem Einsatz ging ein zentraler Feueralarm voraus. Aus dem gesamten Gebäude trat Rauch hervor. Der Feueralarm war zu hören – drei Sprinkler waren bereits ausgelöst worden. Dem Einsatzteam war bewusst, dass in der Lagerhalle Holzpaletten gelagert wurden. Darüber hinaus war bekannt, wo sich die Feuerwehranschlüsse befanden. Dennoch hatte es den Standort nie vollständig begangen – mit beinahe 7000 Einsätzen pro Jahr fehlte Personal für derartige Inspektionen.

Nachdem ein Zugang zum Dach mittels Drehleiter errichtet und eine Einsatzkraft in der Sprinklerzentrale stationiert worden war, drang die Feuerwehr in den vorderen Teil des Gebäudes ein. Das Team wollte sich zur Gebäuderückseite vorarbeiten; die Sichtverhältnisse wurden jedoch schnell stark beeinträchtigt. Obwohl die Einsatzkräfte von völliger Dunkelheit umgeben waren, konnten sie keinerlei Hitze wahrnehmen. Aufgrund der Gebäudegröße und der starken Rauchfreisetzung gestaltete sich die Lokalisierung des Brandherdes als überaus schwierig. Die geöffneten Sprinkler benetzten ihre vorgesehene Wirkfläche weiterhin mit Wasser.

Drehleiter Nr. 1 der Feuerwehr in Norwood – Einsatz auf dem Dach der Lagerhalle. Bildnachweis: Live Boston.

„Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits relativ weit in das Gebäude vorgedrungen“, erinnert sich Deputy Chief John Cody, der das Vorgehen auf dem Dach der Lagerhalle verantwortete. Er arbeitete eng mit der Schichtführung des Einsatzes (die gleichzeitig die Einsatzleitung übernahm) und einer Sicherheitsfachkraft zusammen. „Wir forderten zusätzliche Einsatzkräfte an. Unsere Handschläuche reichten nicht aus, sodass wir unsere bereits 75 Meter langen Löschschläuche durch zusätzliches Material um weitere 45 Meter verlängern mussten. Sobald wir den Brandherd im Lager ausfindig gemacht hatten, konnten wir ihn relativ schnell löschen. Obwohl sich in der gesamten Lagerhalle Holzpaletten befanden, hatten wir es mit einem Feuer relativ geringen Ausmaßes zu tun. Drei Sprinkler waren ausreichend, um den Brand so lange zu kontrollieren, bis wir weit genug in das Gebäude vordringen konnten, um das Feuer mit Handschläuchen zu löschen. Die Sprinkler vereinfachten unser Vorgehen maßgeblich“, betont Deputy Chief Cody.

Einsatzkräfte zwischen Fahrzeugen bei der Positionierung mehrerer Löschschläuche mit erheblicher Länge, die der Bekämpfung des Brandes in der Lagerhalle dienten Bildnachweis: Live Boston.

Die Feuerwehr im Einsatzgebiet Norwood entschied sich nach Löschung des Brandes gegen eine Außerbetriebnahme der Sprinkleranlage. „Da sich zahlreiche Brandlasten in der Lagerhalle befanden, erschien es uns sinnvoll, die Sprinkleranlage auch während der Aufräumarbeiten in Betrieb zu halten, um ein erneutes Aufflammen des Feuers zu verhindern. Wir hatten den Brand erfolgreich gelöscht und wollten kein Risiko eingehen“, so Deputy Chief Cody. „Wir mussten zudem noch den Rauch abführen und sicherstellen, dass die Holzpaletten abkühlten“.

Die Einsatzfahrzeuge erschwerten den Zugang zum Gebäude sowie das Rangieren im Außenbereich. Bildnachweis: Live Boston.

Die Belüftung der Lagerhalle wurde zu einem zentralen Anliegen. „Wir hatten im Außenbereich des Gebäudes nur begrenzte Rangiermöglichkeiten“, erinnert sich Deputy Chief Cody. „Die Parkmöglichkeiten waren beschränkt. Wir hatten Einsatzfahrzeuge strategisch positioniert, um die Außentüren der Lagerhalle zu sichern. Das effektivste Vorgehen bestand darin, den Rauch über das Dach abzuführen. Hierfür mussten wir eine ausreichende Belüftung sicherstellen. Wir forderten zum dritten Mal weitere Unterstützung an.“ Die Feuerwehr von Norwood arbeitete eng mit zehn weiteren Teams zusammen, die sich der gegenseitigen Hilfe verschrieben hatten. Die Räumung des Gebäudes nahm zwei Stunden in Anspruch. Nachdem der Brand vollständig gelöscht und mehrere Löschschläuche präventiv positioniert worden waren, ordnete die Feuerwehr Norwood die Sicherung aller Sprinklerarmaturen sowie die Außerbetriebnahme der Sprinkleranlage an.

Deputy Chief Cody (rechts) in enger Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern der Einsatzleitung. Bildnachweis: Live Boston.

„Die automatische Sprinkleranlage erwies sich mit Blick auf die Brandkontrolle als überaus effektiv“, berichtet Deputy Chief Cody. „Obwohl wir es mit einem verhältnismäßig kleinen Feuer zu tun hatten, kam es zu einer sehr starken Rauchentwicklung, sodass die Lokalisierung des Brandherdes aufgrund der Gebäudegröße beinahe 45 Minuten beanspruchte. Die Sprinkler konnten das Feuer so lange kontrollieren, bis wir es erreichen konnten und trugen somit wesentlich dazu bei, dass die Lagerhalle erhalten werden konnte.“ Insgesamt war die Feuerwehr sechs Stunden im Einsatz, obwohl es sich um einen relativ begrenzten Brand handelte.

Rund 31.000 Menschen leben in Norwood – dennoch ähnelt das Einsatzgebiet der Feuerwehr der südwestlich von Boston gelegenen Kleinstadt mit einem Flughafen, einer viel befahrenen Autobahn, einem großen Werk zur Lebensmittelverarbeitung, Industrie- und Gewerbegebäuden sowie Produktionsanlagen in Wohngegenden eher dem einer Großstadt. Um den sich wandelnden Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden, vergrößerte sich die Feuerwehr von Norwood kürzlich und verfügt nun über eine Brandschutzabteilung. Zudem wurde eine neue Position erschaffen, die das Gebiet Brandschutz verantwortet. Diese Maßnahmen erfolgten auch als Reaktion auf den Einsatz im Palettenlager, da zuvor nicht genügend Personal für die umfangreiche Ausarbeitung eines Notfallplans und für die Begehung des Geländes verfügbar gewesen war. „Wir strukturieren aktuell unsere Notfallplanung um. Dies beinhaltet deren Erweiterung, um sicherzustellen, dass möglichst viele Einsatzbereiche abgedeckt und Standorte möglichst detailliert begangen werden können. Zudem soll so die Ausarbeitung von Notfallplänen möglichst umfassend erfolgen“, erklärt Deputy Chief Cody. „Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass die Durchführung jährlicher Standortbegehungen nicht ausreicht, auch wenn anschließend bekannt ist, um welche Art von Belegung es sich an den jeweiligen Einsatzorten handelt und wo sich die Feuerwehranschlüsse befinden. Die enge Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden erlaubte uns, strukturelle und personelle Veränderungen vorzunehmen, sodass wir unsere Maßnahmen zur Notfallplanung nochmals optimieren konnten. Wenn Behörden, Prüfstellen, das Eigentum an Gebäuden innehabende Personen, Mietparteien und Betriebe am selben Strang ziehen, können reibungslose Abläufe bei Rettungseinsätzen an Industriestandorten sichergestellt werden. Wir arbeiten gemeinsam mit den lokalen Eigentumsparteien von Industriestandorten daran, für eine erhöhte Sicherheit ihres gesamten Personals zu sorgen.“

Deputy Chief Cody hebt vier Schlüsselfaktoren hervor, die wesentlich dazu beitrugen, dass die Feuerwehr von Norwood den Brand im Holzpalettenlager erfolgreich löschen konnte:
  • Entscheidung gegen die Außerbetriebnahme der Sprinkleranlage sowie Stationierung einer Einsatzkraft in der Sprinklerzentrale zur Überwachung des Systems
  • Gut eingeführte Notfallschulungen führten zu koordinierten Maßnahmen, da alle Beteiligten über den Ablauf informiert waren
  • Fortlaufende Kommunikation mit der Standortleitung zur Sicherstellung, dass bekannt war, welche Maßnahmen die Feuerwehr aus welchen Gründen durchführte; wesentlicher Beitrag, da die Leitung den Standort und potenzielle Schäden verantwortet
  • Gegenseitige Löschhilfe
„Unsere erfolgreichen Maßnahmen dienen als Grundlage für die weitere Ausweitung unserer Schutzvorkehrungen und damit auch für die Optimierung unserer Notfallplanung“, schlussfolgert Deputy Chief Cody. „Wir müssen mit neuen Technologien in Lagerhallen sowie Belegungsarten, die uns vor Herausforderungen stellen, Schritt halten können. Die Basis hierfür bietet eine effektive Notfallplanung mitsamt entsprechenden Schulungen und Übungen.“
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